Talententwicklung

"Wie wir trainieren, so spielen wir!"

„Intensität – Freude – Wiederholung“ als Prinzipien des Trainings der DFB-Teams

Talententwicklung
Fuflball, Nationalmannschaft DFB U21, U 21 20240321, Abschlusstraining Deutschland - Kosovo. Im Bild Jamil SIEBERT DFB U21, 5 und Nathaniel BROWN DFB U21, 3. Chemnitz Stadion an der Gellertstrafle Sachsen Deutschland *** Soccer, National team DFB U21, 20240321, Final training Germany Kosovo In the picture Jamil SIEBERT DFB U21, 5 and Nathaniel BROWN DFB U21, 3 Chemnitz Stadion an der Gellertstrafle Saxony Germany Copyright: Passion2Press/MarkusxFischerx
Auch für unsere DFB-Teams und für jede Position sind Freude, Intensität und Wiederholung die verbindlichen Qualitätsmerkmale des Trainings!
Hannes WolfDFB Direktor Nachwuchs, Training und Entwicklung
Individuelle Qualitäten im internationalen Quervergleich

Selbstbewusste, technisch versierte und spielintelligente Spieler*innen mit überragenden Qualitäten im 1 gegen 1 machen Erfolge im internationalen Fußball erst möglich. Dabei werden die Abläufe immer dynamischer, die Aktionsräume kleiner und der Zeitdruck größer.

Analysen des DFB rund um WM- und EM-Turniere sowie die Auswertung vieler aktueller Youth Champions League-Spiele belegen im Vergleich zur Weltspitze jedoch Defizite in der individuellen fußballerischen Qualität vieler
U-Nationalspieler*innen.

In allen Altersklassen erreichen nur einzelne U-Nationalspieler*innen jeweils eine individuelle Qualität von internationalem Spitzenniveau. Mit Blick auf einen breiteren Kader fällt die durchschnittliche individuelle Qualität jedoch im Quervergleich zu stark ab! Benchmark sind dabei speziell die Perspektiv-Teams der Top-Nationen wie z.B. Spanien, die auch in Zukunft Konkurrenten an der Spitze des Weltfußballs sein werden.

Das Training als zentraler Schlüssel

Teams von nationalem und internationalem Spitzenformat stechen also durch individuelle Klasse, technisch-taktische Variabilität, Dynamik, aber auch die nötige „positive Spielaggressivität“ heraus.

Für DFB-Direktor Hannes Wolf und seinem Kompetenzteam ist dabei eine konsequente Umorientierung im Training aller Spiel und Altersklassen der zentrale Schlüssel, um diese Qualitätsdefizite auszugleichen.

Die „Trainingsphilosophie Deutschland“ mit ihren Variationen intensiver Fußballspiele bis zum 4 gegen 4 fordert und fördert exakt alle fußballerischen Qualitäten im Spitzenfußball durch

  • Trainingsformen, in denen Spieler*innen individuelle, originäre und kreative Lösungen finden müssen.
  • Trainingsformen, in denen mögliche Lösungen von Situation zu Situation wechseln.
  • Trainingsformen, in denen Umschaltsituationen stets höchste Anforderungen an die kognitive und physische Flexibilität stellen.
Prinzipien beim Training der DFB-Teams

Konsequenterweise orientiert sich die Trainingspraxis innerhalb der Eliteförderung des DFB mit seinen U-Nationalmannschaften ebenfalls an der „Trainingsphilosophie Deutschland“. Variationen des 2 gegen 2, 3 gegen 3 oder 4 gegen 4 sind kontinuierlicher und fixer Schwerpunkt der Trainingsprogramme aller DFB-Teams im männlichen und weiblichen Bereich. Schließlich lassen sich damit alle fußballerischen und persönlichen Qualitäten intensiv und effizient schulen wie z.B.:

  • Souveränität und Selbstsicherheit am Ball in jeder Situation
  • Lösen auch komplizierter Situationen durch Überraschungsaktionen
  • Vororientierung und Spielintelligenz
  • Konsequenz beim Herausspielen und Verwerten von Torchancen
  • Robustheit und Cleverness in allen 1 gegen 1-Situationen – defensiv und offensiv
  • Hochdynamische Umschaltaktionen
  • Initiative gerade unter Druck
  • Siegeswille und Leistungsbesessenheit

Diese Konzentration auf Spiel-Varianten vom 1 gegen 1 bis 4 gegen 4 ist die Basis der neuen Trainingsauffassung. Gleichzeitig ist die „Trainingsphilosophie Deutschland“ mit verbindlichen Trainingsprinzipien verknüpft.

„Freude, Intensität und Wiederholung“ sind dabei die Erfolgs- und Qualitätsschlüssel des Trainings vom Basisfußball, über die Talent- und eben bis zur Eliteförderung der DFB-Teams.

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Praxis-Einblicke – Qualitätsschlüssel „Intensität“

Nur hochintensive, spielechte Trainingsabläufe bereiten Spitzentalente auf hochintensive Spielanforderungen nationaler und internationaler Junioren-Wettbewerbe bzw. auf die Profiebene vor. „Wir spielen so, wie wir trainieren!“ ist das Leitmotiv – Konsequenz: Top-Intensität ist bei (fast) jedem Training die Forderung!

  1. „2 gegen 2 mit 8-Sekunden-Zeitlimit“
    • Nur dynamische und präzise Spielabläufe bringen die nötigen Lernimpulse auf höchstem Niveau.
    • Punktuell in Spielformen Zeit-, Raum- und Gegnerdruck über das Wettspielniveau hinaus erzeugen.
    • Die Belastung stets so steuern, dass jederzeit Spielabläufe mit der nötigen Intensität, Dynamik und Qualität ablaufen können.
    • In Umschaltsituationen stets die kognitive und physische Flexibilität fordern und fördern.
Praxis-Einblicke – Qualitätsschlüssel „Freude“

Der extreme Aktionsdruck lässt es im Spitzenfußball nicht immer zu, in Sekundenbruchteilen auf das bestmögliche Lösungsmuster zurückzugreifen. „Spielintelligente“ Spieler*innen müssen somit immer auch „kreative“ Spieler*innen mit „Spielwitz“ sein, die stets einen spontanen „Plan B“ mit Überraschungsmomenten parat haben.

Variantenreiche Fußball-Spielformen sind dabei auch im Training der DFB-Teams der ideale „Kreativitätsförderer“, denn sie fördern und fordern auf Basis einer ungebremsten Freude am Spiel permanent spielintelligente und kreative Aktionen und Lösungen der Spieler*innen.

  1. „3 + 2 gegen 3 + 2 auf 2 Tore“
    • Positiv coachen. Spieler*innen zu risikofreudigen Aktionen auffordern.
    • Spielkonzeptionelle Schwerpunkte durch „freiere“ Spielvarianten gleichberechtigt einplanen.
    • Die Spieler*innen müssen in kürzester Zeit immer neue Lösungsmuster kreieren und anwenden.
    • Raum-, Zeit- und Gegnerdruck inklusive vieler Umschaltsituationen sind Merkmale aller Spiel-Varianten.
    • Auf eine angemessene Belastungsdosierung als Voraussetzung von Dynamik sowie „Spielwitz“ und -kreativität achten.
Praxis-Einblicke – Qualitätsschlüssel „Wiederholung“

Das effiziente Organisieren kleiner Spielformen vom 1 gegen 1 bis 4 gegen 4 ist bei größeren Trainingskadern ein zentraler Erfolgsschlüssel – egal in welcher Spiel- und Altersklasse. Das parallele Spielen in kleinen Teams auf verschiedenen Feldern ist hierbei alternativlos. Diese organisatorische Lösung wird auch beim Training der DFB-Teams konsequent umgesetzt. Für eine effiziente Steuerung dieser komplexen Prozesse ist ein klar strukturierter Plan unverzichtbar.

  1. „4 gegen 4 + 4 Außenanspieler + 4 gegen 4 mit drehendem Angriffsrecht“
    • Eine größere Trainingsgruppe aufteilen und in kleineren Teams parallel auf diversen Feldern spielen lassen.
    • Für diese parallelen Felder je nach Zielen und verfügbaren Spieler*innen gegebenenfalls verschiedene Spielvarianten einplanen.
    • Eingeteilte Teams möglichst über die komplette Einheit unverändert lassen – keine Zeit durch neue Gruppeneinteilungen verlieren.
    • Bereits vor Trainingsbeginn alle Felder, Tor-Variationen usw. aufbauen und markieren.
    • Die Abläufe und das Begleiten der Spielgruppen innerhalb des Trainerteams im Detail abstimmen: Wer hat in welcher Phase welche konkrete Aufgabe? Wie funktioniert ein schnelles, unkompliziertes „Umorganisieren“ von einer Spielphase zur nächsten?